27. Februar 2023 | Freiwilligendienst
Traum erfüllt: Amani-Freiwilliger läuft den Kilimanjaro Half Marathon
26.02.2023 um 7:00 Uhr in Moshi-Tansania: Der Startschuss des 21. Tigo Kilimanjaro Half Marathons fällt, und Manuel Eser ist dabei!
Doch fangen wir Manuels Bericht von vorne an:
Am Samstag um 4:00 Uhr klingelt mein Wecker und ich bereite mich vor, um 5:00 Uhr von einem Motorradfahrer abgeholt und zur Bushaltestelle gefahren zu werden. Um 6:20 Uhr fahre ich mit den Regina und Lucy, zwei Freiwilligen der Diözese Münster, mit dem Bus etwas verspätet nach Moshi los. Nach zwei Pausen und fast 16 Stunden Fahrt komme ich um 22:00 Uhr endlich in Moshi an. Dickson, ein ehemaliges Kind des Amani-Kinderdorfes in Kilolo, holt mich ab, und wir essen bei ihm zu Hause typisch tansanisch Wali na Maharage na Nyama (Reis mit Bohnen und Fleisch). Nach 5,5 Stunden Schlaf stehen wir um 5:30 Uhr auf und bereiten uns für den Halbmarathon vor. 15 Minuten vor dem Startschuss sind wir gut aufgewärmt kommen direkt an der Startlinie an. Ich fühle mich ziemlich gut, bin aber nervös. Doch der erste Anblick des Kilimanjaro ist atemberaubend und lenkt mich so davon ab.
Ich hatte für mich beschlossen erstmal abzuwarten, um den besseren Läufern nicht im Weg zu sein und starte erst exakt um 7:07 Uhr meinen Lauf. So muss ich zwar anfangs viele Läufer überholen, doch ich habe auch ein bisschen mehr Platz, mein Tempo zu laufen. Da dies auf der geteerten Straße kaum möglich ist, laufe ich über den sehr unebenen Rand. Das bin ich zum Glück durch die Trainingsbedingungen in Kilolo gewohnt. Immer wenn ich den Kilimanjaro kurzzeitig sehe, bekomme ich eine Gänsehaut und omit Energie. Nach ca. zwei bis zwei Kilometern kann ich dann endlich ungehindert mein Tempo laufen. Auf einmal schaue ich nach links und sehe die 5km-Marke, welche die erste ist und die vom Gefühl her sehr schnell vorbeigegangen ist. Ungefähr zwischen dem siebten und achten Kilometer löst sich meine Startnummer vom Laufshirt, und ich muss diese mühsam während dem Laufen wieder befestigen. Das hatte ich bisher auch noch nicht erlebt.
Die ersten zehn Kilometer gehen fast nur bergauf, doch ich fühle mich nach wie vor sehr gut. Ab da geht es fast nur noch bergab, weshalb ich ein sehr gutes Tempo laufen kann. Vor dem 18. Kilometer ist der einzige Punkt, an dem ich kurzzeitig kaum Energie habe. Doch genau bei diesem Punkt ist die siebte und letzte Wasserstation; sie hilft mir aus dem Tief hinaus. Beim 20. Kilometer schaue ich zum ersten Mal aufs Handy und sehe eine Pace von ca. 4,44 min. Ich kann es nicht glauben und weiß, dass ich mein Ziel von einer 5er Pace erreicht habe, außer wenn ich mich noch verletzen würde. Zusammen mit einem Kind laufe ich den letzten Kilometer, was mich von der Anstrengung ablenkt. Ca. 200 Meter vor dem Ziel kommt eine 180°-Kurve, weshalb ich die Konzentration auf das Kind verliere und mich nicht mehr bei ihm bedanken kann, was ich sehr schade finde. Unmittelbar vor dem Ziel will ich dann noch die Läufer vor mir überholen, was mir sehr gut gelingt.
Ich überquere die Ziellinie und stoppe die Zeit auf meinem Handy. Ich weiß nicht, ob ich weinen oder lachen soll, weil mir mein Handy eine für mich unfassbare Zielzeit von 1:38:44 Std. und damit eine Pace von 4:41 min. anzeigt. Ich habe immer davon geträumt, doch fand es gerade bei diesem Wettkampf mit wenig Schlaf extrem unrealistisch, den Halbmarathon sogar unter 1:40 Std. zu laufen.
Mit dieser Zeit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Anfang der Woche ging es mir überhaupt nicht gut, weil ich mir so einen Druck gemacht hatte. Doch spätestens als ich extrem herzlich von Dickson empfangen wurde, verflog dieser Druck, und ich war einfach nur froh, dabei zu sein.
Der Marathon an sich war sehr professionell organisiert, wobei ich mir von der Stimmung mehr erhofft hatte. Nur sehr selten wurde man von den Leuten angefeuert.
Nichtsdestotrotz war das bisher mein absolutes Highlight in meinen Freiwilligenjahr und wird dies auch bleiben.
Ohne Dickson wäre all das nicht möglich gewesen, weil er sich sehr gut um mich gekümmert hat.
Asante Sana/Vielen Dank