Kilolo Secondary School
Die Schule allgemein
Die Kilolo Secondary School, zu der momentan über 30 unserer Kinder gehen, wurde im Jahre 2007 gegründet. Sie liegt in Luganga, einem Dorf etwa sechs Kilometer vom Kinderdorf entfernt in Richtung Iringa. Es ist eine staatliche Schule, an der 16 weibliche und 16 männliche Lehrer (Stand August 2019) inzwischen Schüler/innen von Form 1 bis Form 4 unterrichten. Hinzu kommen der Direktor Meshack Mpenda und Mama Jimmy, die für einen kleinen Laden und das Hostel zuständig ist
Dieses Jahr wurden mehrere Bauarbeiten beendet. Es kamen drei Klassenräume, sowie ein großes Bürogebäude hinzu. Nun ist fast genug Platz im Lehrerzimmer für alle Angestellten. Mr. Mpenda und sein Stellvertreter haben eigene Büros. Aufgrund der neuen Klassenräume konnte die Form 2 von zwei riesigen Klassen (ca. 90 Schüler) auf vier kleinere Klassen aufgeteilt werden. Vier Klassen gibt es auch bei der Form 1, die aus einer Rekordzahl von 178 Schüler/innen besteht. Insgesamt sind es nun genug Klassenräume. Die Neubauten wurden teils durch staatliche Mittel und teils durch private Spender finanziert. Da der Staat mittlerweile naturwissenschaftliche Räume fordert, wurden drei Klassenzimmer zu jeweils einem Bio-, Chemie- und Physiksaal umfunktioniert. Da auch das Academic Office nun einen eigenen Raum hat, konnte der Computerraum wieder seiner alten Funktion dienen. Allerdings führen Stromprobleme und der Mangel an Computern zur seltenen Nutzung. Eine Bibliothek gibt es leider immer noch nicht.
Vorletztes Jahr wurde das Mädchenhaus mit Kochstelle fertiggestellt, so dass die Mädchen, die weiter weg wohnen, nun dort schlafen können. Dazu gehören auch unsere Amani-Mädchen. Mit Betten- und Fensterbau trug auch die Schreinerei des Amani Centre maßgeblich zur Fertigstellung bei.
Das Jungshostel ist inzwischen von ca. 60 Schülern bezogen worden, und weitere Schüler werden hinzukommen.
Aktuell wird eine große Halle, eine von nur drei im District, gebaut. Der Bau weiterer Klassenzimmer neben dem Form-2-Block ist ebenfalls aktuell noch in Arbeit.
Für die Zukunft wünscht sich die Rektorin Serafina, dass die Schule vom O-Level zum A-Level ausgebaut wird. Nun hat sie die Zusage vom Staat bekommen. Das wird bedeuten, dass von Form 1-4 um zwei Jahre, also bis Form 6, verlängert wird.
Zum Alltag der Schüler und Lehrer
Das Schuljahr deckt sich hier mit dem Kalenderjahr und ist in zwei Halbjahre unterteilt. Es gibt zwei Mal große Ferien, der Dezember und der Juni sind frei, abgesehen davon zwei Wochen im März oder April zu Ostern und zwei Wochen im September. Es gibt vier Examen pro Jahr pro Fach, immer vor den Ferien, so dass sich die unterrichtsfreie Zeit de facto auf jeweils eher sechs bzw. vier Wochen ausdehnt. Ansonsten werden Tests geschrieben oder Schulhefte korrigiert. Mündliche Noten gibt es nicht.
In Deutschland gehen die Schüler in die Schule, um zu lernen. Das ist sozusagen die einzige Aufgabe. Hier in Tansania arbeiten die Kinder die ganze Zeit. Sie übernehmen Aufgaben, für die es in Deutschland Putzfrauen, Hausmeister, Bauarbeiter oder Gärtner gibt. In den Pausen sieht man niemanden spielend auf dem Pausenhof, sondern beim Essenkaufen für Lehrer oder Tee bringen. Generell sind die Schüler hier Dienstboten für die Lehrer. Sie tragen Taschen und Rücksäcke, holen Kreide und werden auch zu sonstigen Aufgaben ständig hin und her geschickt. Wenn noch Zeit bleibt, frühstücken die Schüler selber in der 20-minütigen Pause am Morgen. Sie kaufen sich Gebäck und Tee bei Mama Jimmy oder trinken Uji, eine Art Haferbrei in der Küche des Hostels. Ein mitgebrachtes Pausenbrot ist unüblich.
Jeder Morgen beginnt mit einem Appell. Der „teacher on duty“ leitet den Tag ein, verkündet Neuigkeiten, es gibt eine „morning speech“ von verschiedenen Schülern, und die Nationalhymne wird gesungen. Dann findet von 07:50 Uhr bis 14:00 Uhr der Unterricht statt. Bis auf eine 20-minütige Pause geht jede Stunde nahtlos in die nächste über. Neben den normalen Unterrichtsfächern findet Donnerstag nachmittags immer eine Debatte zu vorgeschriebenen Themen statt. Freitags ist erst Religionsunterricht und dann am Nachmittag Sport. Die Jungen spielen Fußball oder Volleyball, die Mädchen Netball. Manchmal gibt es auch Wettkämpfe gegen benachbarte Schulen.
Die Lehrer bereiten ihren kompletten Unterricht in der Schule vor. Mit ihren Büchern und Heften sitzen sie oft im Lehrerzimmer. Fast alles wird von Hand geschrieben, und wenn man etwas mehrfach braucht, dann schreibt man es ab. Drucker und Kopierer werden eigentlich nur für die Examen genutzt. So gibt es keine Arbeitsblätter oder sonstige Unterrichtsmaterialen. Das Lernen besteht für die Schüler aus Zuhören, von der Tafel abschreiben und dort angeschriebene Aufgaben zu lösen.
Jede Stunde muss offiziell vorbereitet werden: Ein Zeitplan mit Minutenangaben muss erstellt werden, es gibt für jede Klasse Tagebücher, die ordentlich geführt werden, und ein Logbuch, in das der Themenplan für jedes Fach mit Zeiteinteilung geschrieben wird. Am Jahresende werden von den Lehrern Durchschnitte und Noten im Kopf oder mit dem Handytaschenrechner ausgerechnet und sämtliche Listen per Hand erstellt. Das „schwarze Brett“ im Lehrerzimmer ist eine der Hauswände, an die Papiere geklebt werden. Wird etwas nicht mehr gebracht, wird es einfach überklebt oder, so gut es noch möglich ist, wieder abgerissen. In Freistunden sitzen die Lehrer aber auch gerne einfach draußen in der Sonne und unterhalten sich über die neuesten Vorkommnisse zu Hause, in der Politik oder im Sport.
Allgemein wird in Tansania noch die Prügelstrafe praktiziert, beziehungsweise werden die Kinder mit dem Rohrstock geschlagen. Auch an der Kilolo Secondary School kommt das immer wieder vor. Die Schulleiterin Madame Serafina sucht zwar auch nach alternativen Methoden, wie zum Beispiel praktische Arbeiten auf dem Schulgelände, da sie selbst das Schlagen nicht befürwortet. Andere Kolleg/innen meinen jedoch, darauf beim Durchsetzen von Disziplin nicht verzichten zu können.