12. Januar 2016 | Freiwilligendienst
Halbzeit auf Zanzibar
Hochmotivierte weltwärts-Frewillige, tiefgründige Themen, weitreichende Strände
Kann es selbstlose Hilfe geben, oder ist Hilfe immer egoistisch?
Wer gibt uns das Recht, Menschen auf Grund ihres materiellen Besitzes als „arm“ zu denunzieren?
Und was ist der eigentliche Sinn unseres Aufenthalts hier?
All diese und viele weitere Fragen wurden uns während des Zwischenseminars in der ersten Januarwoche auf Sansibar geballt entgegengestellt.
Wir, das waren 28 Freiwillige von 5 verschiedenen Organisationen, die alle in Einsatzstellen in Tansania arbeiten und leben. Begleitet wurden wir von Joschka und Jonas, beides ehemalige Amani-Freiwillige sowie von Petra und Martina, die uns auf psychologischer Ebene begleitet haben.
Das klingt jetzt erstmal ziemlich hochgestochen, aber in einem fremden Land mit neuer Sprache und Kultur kann es nach 6 Monaten durchaus vorkommen, dass man all die Erlebnisse in einem Einzelgespräch reflektieren und Probleme mit einem Außenstehenden besprechen möchte.
Die Einzelgespräche liefen parallel zur Themenarbeit, die sich vom einfachen Austausch zwischen uns Freiwilligen bis hin zu einer abschließenden, ziemlich kontroversen Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Entwicklungszusammenarbeit zog.
Besonders drei Themen sind uns deutlich im Gedächtnis geblieben: Armut, Planung und Hilfe, zu denen wir zunächst jeweils sehr provokante und tiefgründige Texte bearbeiteten, um uns auf die anschließende Diskussion vorzubereiten.
Dabei wurde uns bewusst, dass diese Begriffe, die in der Alltagssprache oft leichtfertig benutzt werden, viel weitreichender und kritischer zu betrachten sind. Zum Beispiel lernen wir in der Schule oft, dass die Länder in Kategorien aufzuteilen sind: Industrieländer, in denen die Menschen reich sind und Entwicklungsländer, in denen die Menschen arm sind. Dieses Schwarz-Weiß-Denken hat schon oft dazu geführt, dass unnötige „Hilfe“ geleistet wurde, die von der einheimischen Bevölkerung weder gefordert wurde noch gebraucht wird.
Beispielsweise basteln die Kinder bei uns im Kinderdorf viele Spielsachen selbst, Springseile aus Pflanzen oder Autos aus Flaschendeckeln und brauchen daher gar keine Bobbycars, Barbies oder ähnliches. Uns wird schon an so kleinen Dingen bewusst, dass es falsch ist, seine heimischen Standards anderen Menschen aufzwingen zu wollen. Dazu zeigten uns Jonas und Joschka unter anderem ein uns sehr zum Weiterdenken anregendes Zitat von Henry David Thoreau:
„Wüsste ich gewiss, dass jemand zu mir käme mit der bewussten Absicht, mir eine Wohltat zu erweisen, ich würde davonlaufen, so schnell mich meine Füße tragen wollten- …- aus Angst, er könnte mir etwas von seinem Guten antun…“
Außerhalb der festgelegten Arbeitseinheiten, die sich über den ganzen Tag zogen, gab es die Möglichkeit sich und die Projekte der anderen auch abends oder beim gemeinsamen Essen näher kennenzulernen. So erfuhren wir, dass es neben unseren Kinderdorf-, Schreiner- und Universitätsstellen noch Theater-, Waldorf-, Kindergarten- und sogar Feuerwehrstellen gibt.
Durch all diese neuen Eindrücke und das volle Programm verging die Zeit wie im Flug und schweren Herzens verließen wir am Freitagmittag das wunderschöne Paje mit einem Heftchen voll anregender Texte, geklärten Problemchen, neuen Ideen für die zweite Hälfte unseres Dienstes und einer ganzen Schar von neuen Übernachtungsmöglichkeiten in den schillerndsten und strahlendsten Städten und Dörfern Tansanias.
Franziska Aurich