10. Januar 2015 | Freiwilligendienst
DAS Zwischenseminar
Vom 04. Januar 2015, einem Sonntag, hatten wir Amanis bis zum folgenden Donnerstag, den 08.01.15, unser Zwischenseminar. Wie der Name schon sagt, sollte dieses Seminar anders als die vorherigen werden: Es lag „zwischen“ unserem Freiwilligendienst und diente nicht, wie vorangegangenen Seminare, zur mentalen oder inhaltlichen Vorbereitung unseres Jahres in Tansania. Denn da stecken wir sieben schon seit fünf Monaten drin. Es wurde also Zeit, unsere bisherigen Erlebnisse zu reflektieren, Probleme zu erörtern und für solche, die noch ungelöst waren, Lösungen zu suchen sowie neue Ziele und Motivationen für die Zukunft zu finden. Und großzügig wie wir sind, haben wir unsere fünf Teamer (die zwei ehemaligen Amani-Freiwilligen Jonas und Joschka, der ehemalige sternipark e.V. Freiwillige Paul sowie Petra und Anselm, systemische Familientherapeutin und Kommunikationsberater) mit 28 weiteren weltwärts-Freiwilligen aus ganz Tansania geteilt. Um dem Ganzen noch die richtige Atmosphäre zu verschaffen, trafen wir uns Sonntagvormittag an der Ostküste Zanzibars im kleinen Örtchen Paje.
Und dann ging es nach einem stärkenden Mittagessen auch gleich los mit einer Kennlern-Runde: Hierbei ging es aber nicht wie normalerweise erst mal um Namen, die würden wir im Laufe der Tage schon alle lernen, sondern um die persönliche Zuordnung zu projektorientierten Fragen, wie z.B. über die Wohnsituation, was bei einigen eine WG mit anderen Freiwilligen war, drei wohnten in einer Gastfamilie, einige „unter Aufsicht“, und niemand ganz alleine. So bekam man schnell einen Eindruck über die verschieden Projekte, Aufgaben und Arbeiten, aber auch über das Befinden der anderen.
Danach wurden wir in zwei Gruppen geteilt, da 35 schon ein wenig zu viele sind, um einigermaßen arbeiten zu können (was bei strahlendem Himmel und unter Palmen sowieso schon manchmal schwer fällt). So zog eine Gruppe in das zehn Minuten entfernte „Jambo’s“, während die andere am Treffpunkt, dem „New Teddy’s Place“, blieb. Beide Gruppen haben dann noch ihre Erwartungen an das Seminar geklärt, Themen gesammelt und einige typische Seminar-Regeln aufgestellt, beispielsweise ausreden zu lassen.
Nach einem gemeinsamen Abendessen war der Tag dann auch schon vorbei und wir haben Montagmorgen in aller Frische durchgestartet: Zuerst hat jeder für sich eine Timeline über seine bereits vergangene Zeit in Tansania aufgestellt. Bei manchen wurden die wichtigsten Ereignissen in kleinen Kunstwerken festgehalten, bei anderen handelte es sich hierbei eher um eine Art Chronik. So oder so hatte jeder etwas geschaffen, das daraufhin in Kleingruppen vorgestellt und besprochen wurde. Insbesondere die Problemfelder wurde ins Auge gefasst – so gibt es Freiwillige, die auf Isomatten schlafen, da ihre Betten „noch“ nicht geliefert wurden, solche, die an Schulen arbeiten und dort täglich mit dem Schlagen von Schülern konfrontiert werden, Abiturienten, an die sehr hohe, ja eventuell zu hohe Erwartungen gestellt werden oder aber bereits ausgebildete weltwärts-Dienstler, die durch zu geringe Erwartungen nicht richtig arbeiten können/dürfen. Nach dem Mittagessen wurden dazu dann Lösungen gesucht, gefunden und vorgestellt. So ging der Montag mit etwas Volleyball oder Schwimmen in der Mittagspause dann auch schnell herum.
Dienstag ging es inhaltlich nach einem Text über Kinderarbeit und ihre Seiten, die wohl fast überall auf der Welt vorkommt, um Tansania und seine Kultur. In Rollenspielen haben wir über das „Mzungu“- bzw. Weiß-Sein in Tansania, die Rolle von Mann und Frau, Lügen und Vertrauen sowie Rassismus gesprochen. Einige haben dadurch wohl neue Erkenntnisse über Land und Leute gewonnen, andere vielleicht mehr Verständnis über sich selbst in Tansania, und jeder hat wohl etwas dazu gelernt. Das hörte auch danach nicht auf, als wir ein Brainstorming über Politik, Ökonomie und Soziales in Tansania gemacht haben.
Eine weitere Besonderheit „zwischen“ dem Programm in der Gruppe waren die Einzelgespräche, die Petra und Anselm angeboten haben. Und auch wenn ein solches Gespräch nicht verpflichtend war, haben das Angebot alle angenommen, denn irgendetwas sammelt sich eigentlich bei jedem an, auch wenn manche Teilnehmer „erst“ drei Monate in Tansania waren. Und manch einer oder auch manche Gruppen konnten so Zwistigkeiten oder persönlich Fragen und Probleme klären.
Mittwoch war dann wohl arbeitstechnisch der Seminar Höhepunkt: Wir bekamen drei 15 Seiten lange Texte über Entwicklung, Hilfe und Armut zu Auswahl. Sie zu lesen, zu verstehen und vorzustellen hat uns den halben Donnerstag beschäftigt. Dadurch angestoßen ging es die andere Hälfte des Tages um Entwicklungszusammenarbeit, deren Sinn und Unsinnigkeit wir in einer Diskussion erörtern haben. Auch unsere eignen Rollen in der Entwicklungszusammenarbeit und das Pro und Contra eines Freiwilligendienstes haben wir nicht ausgelassen, bis dann schließlich der letzte gemeinsame Abend anbrach. Praktischerweise sollte in einem der benachbarten Hotels eine kleine Strandparty stattfinden, wo wir wohl im Laufe des Abends alle mal vorbeigeschaut haben. Da wurde dann barfuß im Sand getanzt, ein oder zwei Bier/Cocktails getrunken und später von dem einen oder anderen noch etwas Nachtbaden betrieben.
Vielleicht etwas müde, aber mit der Gewissheit eine gute, interessante Zeit mit vielen neuen Begegnungen verbracht zu haben, gab es Donnerstag noch eine Abschlussrunde, ein Gruppenfoto und schon fuhren die ersten ab, um noch die Fähre zurück nach Dar es Salaam zu erwischen.